Stuttgart aktiv Nackt in
der Natur
Von Heiko
Rehmann 24. Juni 2012 - 09:14 Uhr
Sport
treiben, soziale Kontakte aufrechterhalten und kleine Natur-Oasen pflegen. Das
sind die Ziele des Vereins, erklärt der Vorsitzende Ralf Ücker.
Die
Mitglieder des Degerlocher Bundes für freie Lebensgestaltung sporteln gern ohne
Kleider.
Degerloch -
Mit T-Shirt und Arbeitshose steht Ralf Ücker, der
Vorsitzende des „Bundes für freie Lebensgestaltung“ (BffL)
auf dem Vereinsgelände im Degerlocher Ramsbachtal.
Schließlich hat der gelernte Landschaftsgärtner noch ein Stück Arbeit vor sich,
und 14 Grad bei wolkenverhangenem Himmel laden nicht gerade zum „Licht- und
Luftbaden“ ein, wie die FKK-Bewegung ihre Leidenschaft in der Anfangszeit vor
mehr als hundert Jahren bezeichnet hat. „Wenn das Wetter so ist wie heute,
läuft hier keiner nackt rum“, sagt Ralf Ücker.
Mit einem
Gelände in Birkmannsweiler bei Winnenden, einem auf dem Simonsberg
bei Öhringen und dem Areal in Degerloch bietet
der Verein seinen 620 Mitgliedern genügend Möglichkeiten, schöne Sonnentage
hüllenlos zu genießen. Mit einem Naturschwimmbad, einer Beachvolleyball-Anlage,
Tischtennisplatten und schön angelegten Sonnenterrassen sind auf dem
Degerlocher Gelände alle Voraussetzungen gegeben. Die Vereinsmitglieder
verbringen ihre Zeit mit Boule und Bogenschießen, mit Tischtennis, Volleyball
und Gymnastik. Und natürlich im Wasser. Der wesentliche Unterschied zu anderen
Sportvereinen besteht darin, dass die Mitglieder all dies am liebsten nackt
tun.
Als der
Verein 1926 gegründet worden ist, führte das noch zu heftigen
Auseinandersetzungen. Dicke Akten mit Briefwechseln und Ordnungsstrafen sind
überliefert. Der Gründer Eugen Sannwald verschwand sogar für kurze Zeit im KZ.
Sport
treiben und kleine Naturoasen erhalten
Heute ist
die Gesellschaft offener und das Verhältnis zur Freikörperkultur entspannter.
„Wir haben gute Kontakte zum Sportamt“, sagt Ücker.
„Und der Bürgermeister von Pfedelbach war schon mal
bei unserem Vereinsjubiläum.“
Als Mitglied
des Württembergischen Landessportbundes tritt der BffL
bei Turnieren auch gegen andere Sportvereine an – dann allerdings weniger
freizügig als bei Turnieren, die er mit anderen FKK-Vereinen austrägt. Auch die
Ziele des BffL unterscheiden sich nicht von denen
sonstiger Vereine: Sport treiben, soziale Kontakte pflegen, kleine Naturoasen
erhalten. Darüber hinaus glaubt Ücker, dass in
FKK-Vereinen die sozialen Unterschiede weniger ins Gewicht fallen als anderswo:
„Durch die Kleidung definiert sich Status“, sagt er. „Bei uns sind alle
gleich.“
Es fragt
sich, ob ein Verein für etwas notwendig ist, das heute an jedem zweiten
Baggersee längst Normalität ist. Hier sieht Ralf Ücker
das Problem, dass Spanner die Nackten belästigen und schlimmstenfalls
kriminelle Energie entwickeln könnten. In den Vereinen indessen sei ihm
bundesweit kein solcher Fall bekannt.
Auch das war
einmal anders: Als der „Licht- und Luftbadeverein Stuttgart-Winnenden“ 1926
gegründet wurde, bevölkerten Jugendliche mit ihrer Schaulust die umliegenden
Bäume. „Wer heute was sehen will, geht ins Internet“, sagt Ücker.
Ein Problem gibt es dennoch: „Vor 50 Jahren hat man versäumt, den Begriff FKK
schützen zu lassen“, sagt Ücker. „Manche verstehen
darunter etwas anderes als wir. Deshalb werden wir manchmal mit dem
Rotlichtmilieu verwechselt. Dabei geht es bei uns viel gesitteter zu als
anderswo.“
BUND FÜR
FREIE LEBENSGESTALTUNG
Anschrift
: Das Büro ist an der Gablenberger Hauptstraße 37,
70186 Stuttgart. Das Vereinsgelände ist im Degerlocher Ramsbachtal.
Telefon:
46 64 10
Mail:
buero@bffl-stuttgart.de
Homepage:
www.bffl-stuttgart.de
Vorsitzender
: Ralf Ücker
Gründungsjahr:
1926
Mitgliederzahl
: 620